Good Work
Sparks
Experte für alles?
Sorry, dass ich euch am Montagmorgen damit quäle. Es ist eine bohrende Frage, die viele von uns umtreibt, triggert, aufregt. Expertentum.
⁉️ Wann genau fing das eigentlich an, dass plötzlich alle so scharf darauf wurden, ExpertIn für irgendetwas zu sein? Du musst dich positionieren. Deine Nische finden.
Ganz ehrlich, das war nicht immer so.
👑 Ich hatte einen Klassenkameraden, er hieß - kein Witz - Thomas. Thomas war Experte. Für den Bayernkönig. König Ludwig, der Zwote. Über den konnte und wollte Thomas stundenlang referieren. Keine leichte Zeit, weder für Thomas noch für uns.
📺 Dann - Ihr merkt, ich bin ein Kind des 70er/80er - gab es diese unfassbar stinklangweilige Klugscheisser-Sendung "Der große Preis". Mit Wim Thoelke. In unserem bildungsbürgerlich verstaubten Beamtenhaushalt war das natürlich Pflichtprogramm. Damals war ich total beeindruckt von Janita, der hübschen Assistentin, die mit ihren perfekt manikürten langen Fingernägeln auf der riesigen Multi-Visions-Wand (allein das Wort) die Knöpfe drückte.
💭 "Einmal so ein tolles Gerät steuern dürfen", das war einer meiner insgeheimen Kinderträume.
Wovon ich aber wirklich nie, nie, nie träumte, war es, einer dieser Kandidaten zu sein, die als subersive Strafe für ihr Besserwissertum in eine Plexiglaskugel gesperrt und mit richtig fiesen Fragen zu ihrem Sachgebiet drangsaliert wurden. Nein. das wollte ich bestimmt nicht. Experte sein war einfach nicht cool.
Doch heute? Es wimmelt nur so von Experten. Gerade auf Plattformen wie LinkedIn. Und wie so oft ist dabei ja der Wunsch viel häufiger Vater des Gedanken als die echte Expertise. Doof nur, dass die Expertisen eine immer kürzere Halbwertszeit haben. Gestern noch Design Thinking und Innovation, dann agile Themen, heute: KI. Die Expertise scheint dem Ruf des Geldes zu folgen, nicht andersherum.
Und das Ergebnis? Wir haben plötzlich ganz viele ExpertInnen für Alles. Menschen, die sich vorzüglich mit verdammt vielen Dingen verdammt gut auszukennen scheinen. Sequentiell, aber in einer beeindruckenden Umschaltgeschwindigkeit.
Doch wie trennt man Spreu vom Weizen? Wie erkennt man kompetenten Senf von dürftiger Industriepampe?
✅ Naja, zum Beispiel daran, dass man nicht jedes Gericht mit Senf serviert.
✅ Oder daran, dass man schon eine ganze Weile Energie und Hirnschmalz in die Rezeptur gesteckt hat.
✅ Oder eben, dass man schon verdammt viele Würstchen mit Senf verkostet hat.
You know Bescheid;-)